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Bildung im Gesundheitswesen / Education in Health Care| Volume 176, P65-73, February 2023

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Klinische Forschung im Dienst der Heilkunde: Kontexte, Praxis, Methodik und Theorie des „klinischen Beweises“ von Paul Martini – Beitrag 1

Open AccessPublished:December 19, 2022DOI:https://doi.org/10.1016/j.zefq.2022.11.002

      Zusammenfassung

      Nach einer historischen Einleitung und der Vorstellung unseres Programms beschäftigt sich der erste Beitrag der vierteiligen Serie mit der Person Paul Martinis (1889–1964) und seiner sozialen, auch soziokulturellen Situation nach dem Ersten Weltkrieg und bis in die 1960er-Jahre. Er leuchtet die Hintergründe für sein originelles, innovatives und riskantes Forschungsprogramm aus und skizziert die verschiedenen Entstehungsbedingungen, die Martini zu seinem Lebensthema geführt haben: dem therapeutisch-klinischen Beweis mithilfe kontrollierter Untersuchungen.

      Abstract

      This is the first contribution to a quadripartite series on Paul Martini, internist and early clinical epidemiologist (1889–1964), and his clinical proof (“klinischer Beweis”). Following a historical introduction and the presentation of our programme, the text deals with Martini as a person and his socio-cultural background between the end of the Great War and the 1960s. It throws light on his original, innovative and risky research programme, and outlines various factors which led Martini to his central life issue: the therapeutic-clinical proof based on controlled investigations.

      Schlüsselwörter

      Keywords

      Vorwort zur Aufsatzserie

      Der folgende Text eröffnet eine Reihe von vier Beiträgen unserer Autorengruppe zu Paul Martini, dem deutschen klinischen Epidemiologen avant la lettre (wenn man sich an die Definition David Sacketts hält [i]). Martini lebte von 1889 bis 1964. Er war ab 1932 bis zu seiner Emeritierung 1959 Direktor der Medizinischen Klinik der Universität Bonn.
      Sein bleibendes Verdienst ist seine zuerst 1932 erschienene Methodenlehre [ii] zu klinischen Heilmittelprüfungen bei akuten und chronischen Krankheiten. Sie erlebte bis 1968 drei weitere Auflagen und fand zehn Jahre später eine Fortsetzung in einem „Memorandum zur Planung und Durchführung kontrollierter klinischer Therapiestudien“, herausgegeben von Hans-Joachim Jesdinsky, einem der Doktoranden Martinis [iii]. Ziel der kontrollierten Versuche Martinis war der „therapeutisch-klinische Beweis“, der ihn zu kausalanalytischen und erkenntnistheoretischen Fragen führte. Wir widmen uns damit erneut der „deutschen Vorgeschichte der Evidenz-basierten Medizin“ [
      • Stoll S.
      • Roelcke V.
      • Raspe H.
      Gibt es eine deutsche Vorgeschichte der Evidenz-basierten Medizin?.
      ].
      Der Umfang unserer sowohl medizingeschichtlichen wie wissenschaftshistorischen und epistemologischen Darstellungen und Analysen überschreitet die Vorgaben der ZEFQ für einzelne Beiträge. Wir sind der Redaktion der ZEFQ außerordentlich dankbar für die Möglichkeit, unsere Arbeitsergebnisse zu Martini, seinem Beweisverfahren und seinem Kausalitätsverständnis in einer Serie von vier Beiträgen vorstellen zu können.
      Der erste entwickelt unsere Fragestellungen und erhellt den biographischen und sozialen Hintergrund der Methodenlehre und ihres Autors. Der zweite widmet sich ihrer Entwicklung und frühen Praxis; er stellt vier frühe Veröffentlichungen Martinis vor und verdeutlicht die zunehmende Profilierung seiner Beweisführung. Der dritte stellt kausalanalytisch relevante Elemente des klinischen Beweises vor und kommentiert eine Reihe von Hintergrundannahmen Martinis aus epistemologischer Perspektive. Eine eingehende Zusammenfassung und Diskussion schließen die Serie ab.

      Einleitung und Programm

      Einer der wenigen deutschsprachigen klinischen Autoren, die Paul Martini (1889–1964) angeregt und dann weiter begleitet haben, war Carl August Wunderlich (1815–1877). Martini zitierte schon 1933 ausführlich aus dessen Antrittsvorlesung vom 12. März 1851 [iv]. Mit ihr stellte Wunderlich in Leipzig einen „Plan zur festeren Begründung der therapeutischen Erfahrungen“ vor. Er suchte eine „Methode, die Wirksamkeit der Mittel evident zu machen“ und hielt „directe Experimente an Thieren und an Gesunden“ jedenfalls für geeigneter als „theoretische Nutzendeduktion“. „Dennoch“, so wandte er ein, „die Erfahrungen über therapeutische Mittel und Methoden können mit Erfolg nur am kranken Menschen gemacht werden.“ Damit begegnete ihm die eminente Schwierigkeit, „dass wir niemals die Gegenprobe machen können“. Vergleichende therapeutische Experimente an Kranken galten ihm als „barbarisch“: „Niemals darf ein therapeutisches Verfahren im Einzelfalle angeordnet werden, das nicht nach der Beschaffenheit des Kr[anken] zu rechtfertigen ist. Das ist eine Forderung der Humanität.“ Wunderlich sah einen Ausweg allein in der „Massenbeobachtung“, der „therapeutischen Statistik“ – ausdrücklich ohne die für Martini später unverzichtbare Vergleichsbedingung und Kontrollgruppe überhaupt in Betracht zu ziehen [v].
      Es ist das bleibende Verdienst Paul Martinis, der klinisch-therapeutischen Forschung in Deutschland nach langer Latenz, parallel zu Überlegungen v.a. im Vereinigten Königreich [vi], ein sicheres gedankliches, methodisches und praktisch erprobtes Fundament gegeben zu haben. Denn für ihn waren Wunderlichs „Worte [ungehört] verhallt […] und seine Forderungen an klare und zahlenmäßige Grundlagen sind heute noch ebenso unerfüllt wie vor 80 Jahren“ [

      Martini P. Kritische Betrachtungen und Vorschläge zur klinischen Arzneiprüfung. Fraenkel A (ed). Der Weg zur rationellen Therapie. Vorträge gehalten zu Heidelberg vom 1.–3. August 1932 in der gemeinnützigen öffentlichen Krankenanstalt Speyerershof. Leipzig 1933: 14–23, hier 23.

      , [vii]].
      Mit seiner 1932 erstmals veröffentlichten Methodenlehre zielte Martini auf ein Aufräumen in der „Rüstkammer“ der klinischen Heilmittel [vii]. Hier wollte er die „Spreu vom Weizen“, d.h. wirksame von unwirksamen Mitteln scheiden [viii] – ausdrücklich zugunsten der Ärzte, der Patienten und auch der Versicherungsträger [
      • Martini P.
      Klinische Untersuchungen zur Behandlung der Hypertonie. I. Internationaler Kongress der Therapeutischen Union 1937.
      ].
      Martini sah sich als klinischer Forscher; er schrieb seiner Forschung das „ganz unmittelbare Ziel [zu], sowohl gerade diesem Kranken, als auch mittels der dabei gewonnenen Erkenntnisse auch anderen Kranken besser helfen zu können“ [
      • Martini P.
      Grundkonzeption der Medizin.
      ]. Dieses „Helfen Können“, das krankheitsbedingte Not-Wenden-Wollen, -Sollen und -Müssen, weist auf den normativen Grund der medizinischen Praxis und klinischen Wissenschaft hin. Richard Toellner hat ihn als „vorwissenschaftlichen Imperativ“ bezeichnet [

      Toellner R. „Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen“ (J.W.v.Goethe). Über den einheitsstiftenden Vorrang des Handelns in der Medizin. Toellner R (ed). Medizingeschichte als Aufklärungswissenschaft. Berlin 2016: 585–597, hier 591.

      ] – mit dem „therapeutischen Imperativ“ im Zentrum. Für Martinis Zeitgenossen, den Greifswalder Internisten Gerhardt Katsch (1887–1961) stand dieser „am Anfang des ärztlichen Handelns und der Arztwerdung […] nicht Wissenschaft und nicht Mitleid“; er „durchglühe“ auch die medizinische Wissenschaft und Forschung [

      Katsch G. Der therapeutische Imperativ des Arztes. Katsch G (ed). Der therapeutische Imperativ des Arztes. München 1958: 9–25, hier 25.

      , [ix]]. Schon Wunderlich nannte die Therapie jenen „Theile unserer Medizin, der als die Spitze und das Endziel aller ärztlichen Bestrebungen gilt oder gelten soll“ bzw. auch „die eigentliche soziale Aufgabe des Arztes“ [

      Wunderlich CA. Ein Plan zur festeren Begründung der therapeutischen Erfahrungen. Jahrbücher der in und ausländischen gesammten Medicin 1851;70:106–111, hier 106.

      ].
      Martini hat sein wissenschaftliches Thema und Lebenswerk ohne Zweifel als Teil, wenn nicht als Zentrum klinischer Forschung gesehen. Seine Heilmittelprüfungen sollten der klinischen Praxis unmittelbar zu Gute kommen, während deren Prinzipien jene logisch, methodisch und normativ regulierten. So waren bei Martini Behandlungshandeln und Forschungshandeln eng miteinander verbunden und fielen in seinen Studien grundsätzlich „in uno actu“ zusammen [

      Raspe H. (Be)Handeln, Forschen und Wissenschaft (in) der klinischen Medizin. Raspe H, Hofer HG, Krohs U (eds). Praxis und Wissenschaft. Paderborn 2020: 27–59.

      ]. Nicht jeder spätere Autor ist diesem Verständnis gefolgt: 1979 definierte der Internist Wolfgang Gerok: „Unter klinischer Forschung kann man alle wissenschaftlichen Aktivitäten zusammenfassen, die der Aufklärung von Krankheitsphänomenen dienen“ [
      • Gerok W.
      Zur Lage und Verbesserung der klinischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland.
      ]. Neben dieser unangemessen engen finden sich auch unsinnig weite Definitionen, z.B. die des englischen Internisten und Medizinhistorikers Christopher Booth: „Clinical research is concerned with the study of human beings in health and disease. It may also require the use of experiments in animals” [

      Booth C. Clinical research. Bynum WF, Porter R (eds). Companion encyclopedia of the history of medicine. London 1993: 205–229, hier 205.

      ]. Martini hat einem Verständnis den Weg gebahnt, das klinische Forschung mit wissenschaftlichen Aktivitäten an, mit und für Kranke identifiziert und in den Dienst klinischen Handelns nimmt.
      Dennoch: Die klinische Forschung selbst war und ist nichts Einheitliches. Wir unterscheiden in ihr (aktuell) vier wissenschaftliche epistemische Felder [

      Mahner M. Demarcating science from non-science. Kuipers T (ed). Handbook of the Philosophy of Science. General Philosophy of Science – Focal Issues. Amsterdam 2007: 515–575, hier 523ff.

      ]: kliniknahe Grundlagenforschung (Pathophysiologie am Krankenbett i.S. von Translationsforschung), Forschung zur Evaluation klinischen Handelns (Evidenz-basierte Medizin), psychosomatisch-anthropologische Forschung (patientenzentrierte Medizin) und Forschung mit Public Health-Bezug. Ihnen entsprechen vier spezifische, sich voneinander nach Objekten, Problemen, Fragestellungen und Methoden unterscheidende Wissenschaftlichkeiten: Die Gegenstände der Grundlagenforschung liegen im subpersonalen Bereich; die psychosomatisch-anthropologische Forschung richtet sich auf Patienten als Subjekte, die evaluative Forschung untersucht Gruppen von Patienten und die Public-Health-Forschung studiert Subpopulationen und ganze Bevölkerungen. Entsprechend differieren die methodischen Zugänge: naturwissenschaftliche/s Beobachtung und Experiment, qualitative Forschung und Kasuistik, kontrollierter klinischer Versuch, deskriptive und analytische epidemiologische Studien. Der Fokus liegt in unseren vier Beiträgen ganz auf dem Feld der evaluativen Forschung zu Wirksamkeit und Nutzen der Heilmittel und Behandlungsmethoden.
      Vor diesem Hintergrund wollen wir nach dieser Einleitung
      • 1.
        verschiedene Entstehungsbedingungen skizzieren, die Martini zu seinem Lebensthema, dem therapeutisch-klinischen Beweis geführt haben dürften. Wir wollen (Beitrag 2)
      • 2.
        drei seiner frühen Arzneimittelprüfungen (AMP) vorstellen, sie mit einer vorhergehenden narrativen Arzneimittelbewertung vergleichen und die Ausdifferenzierung seiner Versuchsanordnung bis in die frühen 1930er Jahre verfolgen, um damit die zunehmende Profilierung seiner Beweisführung zu verdeutlichen [x].
      Sein Ziel, die methodisch-systematische Heilmittelprüfung führte ihn zwangsläufig auf das weite Feld der Kausalitätstheorien. Der „Beweis“ [xi] im hier allein gemeinten kriminalistisch-juristischen Sinn ist ein Wort aus dem Lexikon der Kausalität. Bewiesen werden soll ein spezifischer Ursache-Wirkungs-Zusammenhang: Wie kann man überzeugend belegen, dass beobachtbare Folgen der Gabe eines Heilmittels ihre Ursache in eben diesem Mittel hatten? Wie ist es möglich, „to draw valid inferences from the results of experimentation […] to argue from consequences to causes” [

      Fisher RA. The design of experiments. 8. Aufl. New York 1971, hier 3 (auch: 1. Aufl. 1935, 4).

      ]?
      Denkt man nicht von den Folgen, sondern den Ursachen (Heilmitteln) her, dann kann man – in moderner Formulierung – fragen:
      Hat die Intervention I mit einem Heilmittel U in einem laufenden Krankheitsprozess das Vermögen, Ursache erwünschter Wirkungen (und bestimmter Nutzenformen) W in der untersuchten Patientengruppe zu sein oder, klinisch realistischer, deren mittlere Eintrittswahrscheinlichkeit signifikant und klinisch relevant zu erhöhen [xii]?
      Diese Frage zielt auf eine von der gegebenen epistemischen Situation unabhängigen Wirklichkeit. Eine direkt anschließende epistemologische Frage ist, ob und wie wir dies mit handlungsrechtfertigender Sicherheit zu Wissen bekommen können. Martini beginnt (gedanklich und biographisch) nicht mit einer allgemeinen Kausalitätstheorie, sondern mit dieser konkreten Problemstellung. Deren Ausgangspunkt war eine ihm schwer erträgliche Behandlungswirklichkeit:Wir wenden die Mittel und Methoden, die in das therapeutische Gesichtsfeld und in die klinische Rüstkammer eingeführt worden sind, auch oft genug lediglich im Vertrauen auf ihre theoretische oder experimentelle Begründung an, oder nur ihren willkommenen symptomatischen Eigenschaften zuliebe, jedenfalls zum großen Teil, ohne dass eine systematische klinische Nachprüfung erfolgt wäre, obwohl erst diese unserem ärztlichen Vorgehen festen Boden unter die Füße geben kann [

      Martini P. Methodenlehre der therapeutisch-klinischen Forschung. 2. Aufl. Berlin 1947, hier 3 (Hervorhebungen durch die Autoren).

      ].
      Und so forderte er „den klinischen Beweis zu der theoretischen Begründung“ [

      Martini P. Methodenlehre der therapeutisch-klinischen Forschung. 2. Aufl. Berlin 1947, hier 3.

      ]. Er war überzeugt, dass klinisch-therapeutisches Handeln handelnd erprobt werden muss: Denn es sei nicht länger zu hoffen,…dass ein immer tieferes Eindringen in die physiologischen und pathologisch-physiologischen Zusammenhänge uns auch die therapeutischen Erkenntnisse und Zusammenhänge schließlich wie reife Früchte zutragen müsse. Dieser Traum ist ausgeträumt [

      Martini P. Methodenlehre der therapeutisch-klinischen Forschung. 2. Aufl. Berlin 1947, hier 2.

      ].
      Früh schon brachte er es auf die anschauliche Formel: „[…] dass das, was dem Reagenzglas recht ist, dem Körper noch nicht billig zu sein braucht“ [

      Martini P. Die Behandlung der Lungentuberkulose durch Medikamente und durch Impfung. Bericht über den 34. deutschen Krankenkassentag des Bundesverbandes der Ortskrankenkassen (= Deutscher Krankenkassentag Bd. 34). Berlin 1930: 69–78, hier 70.

      ].
      Um die Besonderheiten des klinischen Beweises qua Heilmittelprüfungen bei Martini darzustellen, werden wir (Beitrag 3)
      • 3.
        eine Vielzahl ihrer meist prozeduralen Elemente beschreiben, sie auf ihre Kausalität-belegende Qualität („causality conduciveness“) untersuchen und sie aus epistemologischer Perspektive kommentieren und (Beitrag 4)
      • 4.
        mit einer eingehenden Zusammenfassung und kritischen Diskussion enden.
      Über frühere Veröffentlichungen zu Paul Martini hinausgehend [
      • Stoll S.
      • Roelcke V.
      • Raspe H.
      Gibt es eine deutsche Vorgeschichte der Evidenz-basierten Medizin?.
      ,

      Hofer HG. Der Arzt als therapeutischer Forscher. Paul Martini und die Verwissenschaftlichung der klinischen Medizin. Acta Historica Leopoldina 2019;74:41–59.

      ,
      • Stoll S.
      Klinische Forschung und Ethik bei Paul Martini.
      ,

      Hofer HG. Kausalität, Evidenz und Subjektivität. Paul Martinis Methodenkritik der Psychosomatischen Medizin. NTM – Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin 2021;29:387–416.

      ], wollen wir mit dem folgenden Text eine Lücke auch in der Wissenschaftsgeschichte der Inneren Medizin des 20. Jahrhunderts schließen. Das zentrale Material waren für uns die einschlägigen Veröffentlichungen Paul Martinis zur Entwicklung, Propagierung und Theorie seiner „Methodenlehre der therapeutisch-klinischen Forschung“. Zusätzlich konnten wir seine unveröffentlichte Autobiographie [

      Martini P. Erinnerungen und Erfahrungen. Unveröffentlichtes Typoskript mit handschriftlichen Zusätzen 1964 (Kopie im Besitz der Autoren).

      ], Rezensionen seiner Methodenlehre sowie ausgewählte Teile seines Nachlasses auswerten [

      Institute for Medical Humanities der Universität Bonn. Nachlass Paul Martini.

      ]. Als Team bemühen wir uns, Perspektiven der Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, der Wissenschaftsphilosophie und der klinischen Forschung miteinander zu verbinden: „One must study the history and philosophy of science, and not the philosophy of science without history” [

      Gillies D. An action-related theory of causality. British Journal of the Philosophy of Science 2005;56:823–842, hier 827.

      ] und, wie wir hinzufügen, nicht ohne eigene internistische und Forschungs-Praxis [xiii]. Denn nach dem Historiker Otto G. Oexleist die Theorie der Wissenschaft überhaupt und ebenso die Theorie einer einzelnen Wissenschaft eine zu wichtige Sache, als dass man sie ‚Theoretikern‘ oder den Philosophen allein überlassen könnte. Die Reflexion über die Theorie einer Wissenschaft hat vielmehr ihren Platz vor allem im konkreten Forschungsvollzug dieser Wissenschaft selbst [

      Oexle OG. Die Geschichtswissenschaft im Zeichen des Historismus. Historische Zeitschrift 1984;238:17–56, hier 17.

      ].
      Wir werden sehen, wie genau diese Feststellung die Entwicklung des klinischen Beweises durch Paul Martini trifft. Er hat seine Methodenlehre aus der Klinik heraus zuerst in konkreten Heilmittelprüfungen „nach den ewig gleichen Gesetzen der Logik“ [

      Martini P. Diskussion zum Referat von Scholz, B. Über die Grundlagen einer Enzymtherapie der Tuberkulose. I. Internationaler Kongress der Therapeutischen Union 1937. Bern 1938, hier 366.

      ] entwickelt und sie erst später theoretisch reflektiert.

      Martinis Methodenlehre: Biographische Voraussetzungen und historische Kontexte

      München: Naturwissenschaftliche Ausbildung

      Paul Martini (1989–1964) wurde in Frankenthal in der Pfalz geboren. In der väterlichen wie mütterlichen Familie gab es mehrere Juristen, kaum Mediziner. Er nahm nach einem altsprachlichen Abitur in Ludwigshafen (1907) und einem einjährigen Militärdienst in München ein Medizinstudium auf, das er am selben Ort 1913 mit dem Staatsexamen abschloss. In diesem Jahr begann er eine physikalisch orientierte Doktorarbeit am Physiologischen Institut unter der Leitung von Otto Frank; erst 1917 konnte er das Promotionsverfahren erfolgreich abschließen [

      Martini P. Veränderungen des zentralen und peripheren Pulses unter verschiedenen EinflÜssen. Diss. med. München 1917.

      ]. Fach und Doktorvater hatten ihn gleichermaßen fasziniert und für naturwissenschaftlich-experimentelles Arbeiten und die Lösung mathematischer Aufgaben gewonnen. Danach wählte er als klinisches Fach die Innere Medizin. Hier war sein Lehrer, erstmals schon im Wintersemester 1913/1914 für ein halbes Jahr Medizinalassistenz, Friedrich von Müller. Wegweisend waren, so erinnerte sich Martini später, eine Empfehlung Franks und Martinis „Erlebnis eines mustergültigen ärztlich-naturwissenschaftlichen Gedankengangs“ [

      Martini P. Erinnerungen und Erfahrungen. Unveröffentlichtes Typoskript mit handschriftlichen Zusätzen 1964, hier Abschnitt II: 57.

      ] in Müllers klinischen Vorlesungen.
      Die ihm von Müller zugesagte Assistentenstelle an der II. Medizinischen Universitätsklinik konnte Martini erst viereinhalb Jahre später – nach Ende des Ersten Weltkriegs – antreten; an diesem hatte er durchgängig als Militärarzt teilgenommen. Müller stellte ihm die wissenschaftliche Aufgabe, die Studien seiner Klinik zur Physik der Perkussion und Auskultation fortzuführen. Die Fragestellung erforderte akustische Experimente und anspruchsvolle mathematische Berechnungen.
      „Das Naturwissenschaftliche [am Arztberuf] nahm ich gerne in Kauf, es war notwendiges Mittel zum Zweck und wurde in allen seinen Zweigen [der normalen und pathologischen Anatomie und Physiologie] umso interessanter, je mehr ich mich in es vertiefte“, schrieb Martini rückblickend in seinen autobiographischen Aufzeichnungen, allerdings „war und wurde [es] für mich nie das Wesentliche“ [

      Martini P. Selbstdarstellung: Paul Martini (*25.1.1889). Hippokrates 1961;32:647–649, hier 647.

      ]. Bald strebte er „mit Macht fort von diesen Arbeiten“ [

      Martini P. Selbstdarstellung: Paul Martini (*25.1.1889). Hippokrates 1961;32:647–649, hier 648.

      ]: „Ich selbst wollte auch von den akustischen Untersuchungen hinweg mehr den Weg zur Klinik der Kranken und der Therapie finden“ [

      Martini P. Erinnerungen und Erfahrungen. Unveröffentlichtes Typoskript mit handschriftlichen Zusätzen 1964, hier Abschnitt III: 15.

      ]. Es war daher nur folgerichtig, dass Martini nach der Habilitation 1922 mit „Studien über Perkussion und Auskultation“ und einer Anleitung zur „unmittelbare[n] Kranken-Untersuchung“ (1927) seine wissenschaftliche Zukunft in der Klinik selbst suchte [xiv] – „das Ziel ganz vor Augen, ein ärztliches Leben in der völligen Vereinigung mit dem Leben eines ärztlichen Forschers zu führen“ [

      Martini P. Erinnerungen und Erfahrungen. Unveröffentlichtes Typoskript mit handschriftlichen Zusätzen 1964, hier Abschnitt III: 82.

      ].

      Klinische und therapeutische Orientierung

      Damit wechselte Martini in der Forschung von der Peripherie der Klinik in ihr Zentrum. In seiner Antrittsvorlesung in Bonn 1932 bekannte er: „Mein Bekenntnis soll auch der Heilkunde gelten, und zwar der Heilkunde, wie sie dem Arzt und Kliniker aufgetragen ist“ [

      Martini P. Vorwort zu therapeutischen Untersuchungen. Klinische Wochenschrift 1932;11:909-912, hier 909.

      ].
      Nach Martinis Beobachtung waren die Behandlungsweisen in der Müllerschen Klinik so bunt und ungeregelt wie in vielen anderen Häusern. Jeder Assistent und Oberarzt war für „seine“ Therapie zuständig. Müller selbst habe „außer der Förderung der pathologischen Physiologie vorerst keinen befriedigenden und direkteren Weg [gesehen], um in der therapeutischen Rüstkammer der Ärzte die Spreu vom Weizen zu sondern“ [xv].
      1928 verließ Martini die II. Medizinische Klinik der Münchner Universität und übernahm in Berlin die Leitung der internistischen Abteilung des katholischen St. Hedwig-Krankenhauses mit mehr als 300 Betten.Bei dem Abendessen, das Fr. Müller wie immer beim Abschied seines Oberarztes in seinem Haus am Bavariaring 47 für seine Assistenten gab, verband ich meinen Dank an ihn mit der Programmrede über die Pläne für die Prüfung von Heilmethoden, die ich mir als Möglichkeit schon lange ersehnte und als kommende Hauptaufgabe vorgenommen hatte [

      Martini P. Erinnerungen und Erfahrungen. Unveröffentlichtes Typoskript mit handschriftlichen Zusätzen 1964, hier Abschnitt III: 94 (Hervorhebung im Original).

      ].
      Was er neben der Problemstellung mitnahm, war der experimentell-naturwissenschaftliche und mathematisch-statistische Zugang zu deren Bearbeitung. In diesem war er geschult, er war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Sein Orientierungspunkt war der „reine Fall“ des willkürlichen, vollständig kontrollierbaren und beliebig wiederholbaren physikalischen Experiments. Ihm war klar, dass dieser Fall in der klinischen Medizin unerreichbar ist: Es sei „offenbar, dass auch die strengsten Kliniker nur selten zu Schlussfolgerungen von der Zuverlässigkeit des Naturwissenschaftlers gelangen können“ [xvi]. Dennoch wollte er ihm hier und damit einer folgerichtigen und schlüssigen Beweisführung so nahe kommen wie irgend möglich.

      Okkultismus und Parapsychologie

      Eine Rolle wird auch der im München der 1920er Jahre grassierende Okkultismus im Bürgertum und in Teilen der katholischen Kirche gespielt haben. Hypnotismus, Telekinese und Parapsychologie blühten. Martini wurde zu Séancen im Hause von Albert von Schrenck-Notzing eingeladen. Seine Versuche, hinter den Schein der vorgeführten parapsychologischen Phänomene zu blicken, wurden vom Hausherrn aktiv behindert. Auf diesen Kontext spielte Eduard F. Schott in einer Rezension der Methodenlehre Martinis an: Sie sei „ein gewagtes Unternehmen, aber eine Notwendigkeit schon deshalb, weil den mystischen Neigungen unserer Zeit – auch in der Therapie – endlich einmal ein Gegengewicht geboten werden muss“ [

      Schott EF. Rezension von Martini, Paul: Methodenlehre der therapeutischen Untersuchung. Berlin: Julius Springer 1932. Zeitschrift fÜr die gesamte physikalische Therapie 1932;43:84–85, hier 85.

      ].
      Ebenso wenig konnte Martini die von ihm erbetene Begutachtung der Stigmata der Therese (Neumann) von Konnersreuth zu Ende führen. Ihr Vater unterband weitergehende Untersuchungen und mehrte so den Argwohn Martinis, der sich am Ende gehindert sah, „die Grundsätze der experimentellen Untersuchung am (kranken?) Menschen anzuwenden“ [

      Martini P. Erinnerungen und Erfahrungen. Unveröffentlichtes Typoskript mit handschriftlichen Zusätzen 1964, hier Abschnitt III: 72 ff.

      ]. Immerhin gaben beide Erlebnisse Gelegenheit, „die Schwierigkeiten, die sich der Durchführung folgerichtiger und beweiskräftiger Untersuchungen am kranken Menschen […] entgegenstellen“ zu reflektieren und „die Folgerungen daraus in der praktischen Anwendung zu erproben“ [

      Martini P. Erinnerungen und Erfahrungen. Unveröffentlichtes Typoskript mit handschriftlichen Zusätzen 1964, hier Abschnitt III: 68.

      , [xvii]]. Vorbehalte gegen psychologische Problemstellungen und Behandlungsansätze blieben und ziehen sich durch sein wissenschaftliches Werk. Zur Psychoanalyse Sigmund Freuds und deren Abwandlungen durch Jung oder Adler blieb er auf Distanz, später schärfer noch zur anthropologischen Medizin Viktor von Weizsäckers und zur sinnverstehenden Psychosomatik Alexander Mitscherlichs [

      Hofer HG. Kausalität, Evidenz und Subjektivität. Paul Martinis Methodenkritik der Psychosomatischen Medizin. NTM – Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin 2021;29:387–416.

      ].

      Zeitnot und Notzeit

      Das Vorwort zur 1. Auflage der Methodenlehre umfasste sechs Zeilen. Es endete mit den Sätzen: „Die vorliegenden Ergebnisse sind noch nichts Vollendetes. Ich veröffentliche sie trotzdem, denn die Änderung des bisherigen Zustands scheint mir keinen Aufschub zu ertragen“ [
      • Martini P.
      Methodenlehre der therapeutischen Untersuchung.
      ].
      Ganz offensichtlich reagierte Martini auf für ihn schwer Erträgliches. Unter Verweis auf damals gebräuchliche Antipyretika und Antihypertensiva urteilte er: „Wir sind in der soeben durch wenige Beispiele illustrierten üblen Lage, von diesen unseren Mitteln nur zu glauben, aber nicht zu wissen, dass sie etwas taugen“; es bliebe wohl wenig übrig, wenn in der Heilmittelprüfung ein „strenge[r] naturwissenschaftliche[r] Maßstab […] [angelegt] würde“ [

      Martini P. Gedanken zu Oekonomie der Krankenbehandlung. Soziale Medizin 1931;4:426–432, hier 426 (Hervorhebungen im Original).

      ]. Angesichts der wirtschaftlichen Not Deutschlands, so Martini, führe „der Weg zu einer ökonomischen Therapie […] offenbar über die Reform dieses Zustands“: „Wir dürfen und können uns nicht mehr den Luxus leisten, notorisch unbrauchbare Mittel weiter passieren zu lassen“ [

      Martini P. Gedanken zu Oekonomie der Krankenbehandlung. Soziale Medizin 1931;4:426–432, hier 426 (Hervorhebungen im Original).

      ].Wir sind ein armes Volk geworden, aber gerade deshalb müssen wir soviel noch erübrigen, um die Grundlagen für ein rationelles Haushalten zu schaffen […]. Die Ausgaben für eine Verbesserung der Untersuchungs- und Prüfungsmöglichkeiten werden gering sein im Vergleich zu dem, was gespart werden könnte, wenn erst die Therapie auf festeren Füßen stände. Nichts ist so teuer als der jetzige Zustand [

      Martini P. Gedanken zu Oekonomie der Krankenbehandlung. Soziale Medizin 1931;4:426–432, hier 426 (Hervorhebungen im Original).

      ].
      Vermutlich sah Martini sich auch persönlich unter Zeitnot. Er stand im 44. Lebensjahr und wollte, musste nach Vorarbeiten in Berlin und mit Beginn seines Ordinariats in Bonn mit der Methodenlehre und der Antrittsvorlesung sein wissenschaftliches Lebensthema in die fakultäre und die weitere akademische und medizinische Öffentlichkeit tragen.
      Dies war dringend nötig: Im Juni 1931 schrieb der Dekan der Bonner Medizinischen Fakultät an den Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung in Berlin, dass Martini weder für die Nachfolge der Leitung der Medizinischen Poliklinik und weniger noch für die der Medizinischen Klinik infrage käme. Zwar sei er „eine gefestigte und sympathische Persönlichkeit“, ein „guter Arzt“, er leite das St. Hedwig-Krankenhaus „mit gutem Erfolg“ und lehre „ordentlich“. Seine wissenschaftlichen Arbeiten zur physikalischen Diagnostik „werden als sorgfältige, exakte und gewissenhafte Leistungen gewertet, haben aber grundlegend Neues oder Eigenes nicht erbracht, lassen eine selbständige klinische Fragestellung vermissen […]“. Unter den von der Medizinischen Fakultät vorgeschlagenen Kandidaten zur Neubesetzung des internistischen Lehrstuhls befand sich Martini nicht. Vom damals schon sichtbaren Lebensthema Martinis war nicht die Rede. War es der Fakultät unbekannt geblieben? Hatte sie das Programm Martinis und seine Studie zum Cholosulin (1930, Beitrag 2) und andere Texte [z.B. 16] nicht wahrgenommen, vielleicht sogar übersehen wollen? Jedenfalls gab die Fakultät erst auf Drängen des Preußischen Ministeriums nach und akzeptierte schließlich Martinis Berufung nach Bonn [xviii].
      Anders als sein klinischer Lehrer Müller sah Martini in der „Förderung der pathologischen Physiologie“ (s.o.) schon 1932 nicht den Königsweg, das therapeutische Arsenal der Klinik in vertretbarer Zeit mit wirksamen Heilmitteln zu bereichern. Dennder Weg zu therapeutischen Fortschritten wäre ein unabsehbar langer, wenn wir uns auf die Erforschung einer rein kausalen Therapie beschränken wollten. So lange kann der der Arzt und können vor allem die Kranken nicht warten. Wir müssen uns deshalb dem Ziele auch von minder sicheren Ausgangspunkten, von Arbeitshypothesen aus nähern und auch auf empirischem Wege zum Fortschritt der Heilkunde beizutragen suchen. Die Methoden aber, mit denen wir die Arbeitshypothesen prüfen, können keine anderen sein, als die irgendeiner anderen Naturwissenschaft [

      Martini P. Vorwort zu therapeutischen Untersuchungen. Klinische Wochenschrift 1932;11:909-912, hier 909.

      ].

      Arzneimittelentwicklung, Pharmaindustrie und Kollusionen

      Die Entwicklung der Arzneimittel und des Arzneimittelmarktes vor dem Ersten Weltkrieg war rasant – und besorgniserregend [

      Wimmer W. „Wir haben fast immer etwas Neues“. Gesundheitswesen und Innovationen der Pharma-Industrie in Deutschland, 1880–1935. Berlin 1994.

      ], auch für Wolfgang Heubner (1877–1957). Er war ab 1908 Direktor des Pharmakologischen Instituts der Universität Göttingen und ein Freund des um 12 Jahre jüngeren Paul Martini [

      Kessel N. Biographie als Disziplinentradition. Von der Idealisierung des Pharmakologen Wolfgang Heubner (1877–1957). Medizin, Gesellschaft, Geschichte 2008;27:133–160.

      ,

      Schagen U. Von der Freiheit – und den Spielräumen – der Wissenschaft(ler) im Nationalsozialismus. Wolfgang Heubner und die Pharmakologie der Charité 1933 bis 1945. Schleiermacher S, Schagen U (eds). Die Charité im Dritten Reich. Paderborn 2008: 207–227.

      ]. Nach amerikanischem Vorbild und in Abstimmung mit Friedrich von Müller betrieb Heubner die Gründung einer Arzneimittelkommission innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin; diese konstituierte sich 1911 auf dem Wiesbadener Internistenkongress [
      • Heubner W.
      ]. Sie rügte vor allem die unsinnige Überproduktion von Arzneimitteln, die häufig therapeutisch nutzlosen oder gar schädlichen Präparate, die Verheimlichung ihrer Zusammensetzung, wahrheitswidrige Ankündigungen, Reklame beim Laienpublikum und abnorme Preise [
      • Schröder J.M.
      • Düppenbecker H.
      • Müller-Oerlinghausen B.
      • Scheler F.
      Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: von den Anfängen bis zur Gegenwart.
      ].
      Heubners wichtigster Mitstreiter in Berlin war Georg Klemperer, Leiter der I. Inneren Abteilung am Krankenhauses Moabit und damit der IV. Medizinischen Universitätsklinik der Charité. Als Herausgeber der Zeitschrift Therapie der Gegenwart setzte sich Klemperer gezielt mit Fragen der therapeutischen Forschung auseinander und suchte diese auf eine politische Ebene zu heben. Er forderte, dass jedes von der Arzneimittelindustrie entwickelte Präparat vor der Markteinführung einer unabhängigen und „sachgerechten Prüfung“ unterzogen werden sollte [

      Klemperer G. Ein deutsches Arzneimittelprüfungsamt. Therapie der Gegenwart 1920;61:377–379, hier: 378.

      ]. 1920 lag erstmals die Forderung nach einem Arzneimittelprüfungsamt auf dem Tisch.
      1923 wurde Klemperer Vorsitzender der Kommission und versuchte sie gemeinsam mit Heubner zu einer „Gemeinsame[n] Arzneimittelkommission der Ärzte und Krankenkassen“ [
      • Klemperer G.
      ] zu erweitern. Eine vierköpfige Unterkommission erarbeitete seit 1925 die „Arzneiverordnungen der Deutschen Arzneimittelkommission“. Damit stand erstmals ein Nachschlagewerk zur Verfügung, das auch in die kassenärztliche Verordnung eingeführt werden sollte – was nicht gelang [

      Klemperer G, Zinn W, Reckzeh P, Schlockow A. Arzneiverordnungen der Deutschen Arzneimittelkommission. Berlin 1925.

      ].
      Auch Martini, der wohl 1930 Mitglied dieser Kommission wurde, beklagte eine mehrseitige Kollusion zwischen enthusiastischen Forschern, zu denen durchaus Direktoren von Universitätskliniken gehörten, der pharmazeutischen Industrie, der medizinischen Fachpresse in ihrer Abhängigkeit von Inseraten dieser Industrie, einer kaum kritikfähigen Ärzteschaft und eines so gut wie schutzlosen Laienpublikums. Das Anliegen der Arzneimittelkommission kollidierte nicht selten mit dem Bestreben der Krankenkassen, Arzneimittel möglichst sparsam und preisbewusst zu verordnen [

      Verband der Ärzte Deutschlands. Die sparsame Arzneiverordnungsweise in der Krankenkassenpraxis für das Reich. Leipzig 41925.

      ]. 1932 wurde das wirtschaftliche und sparsame Verordnen in den „Richtlinien des Reichsausschusses für Ärzte und Krankenkassen für wirtschaftliche Arzneiverordnung“ bestätigt: „Neue Arzneimittel dürfen nur verwendet werden, wenn ihre Wirkung durch das Ergebnis gründlicher, wissenschaftlicher Untersuchungen, namentlich in Kliniken und größeren Krankenanstalten, bestätigt wird“ [

      Richtlinien des Reichsausschusses für Ärzte und Krankenkassen für wirtschaftliche Arzneiverordnung, zitiert nach Schröder JM, Düppenbecker H, Müller-Oerlinghausen B, Scheler F. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: von den Anfängen bis zur Gegenwart. Köln 2003, hier 33.

      ]. Wie dies methodisch zu geschehen habe, ließen die Kommission wie die Richtlinien offen.
      1932 kündigte Martini von Bonn aus die fünfte Ausgabe des Arzneiverordnungsbuchs an und begründete sie u.a. damit, dass es „schließlich kaum einen Markt [gibt], auf dem die Neuproduktion und das Überangebot neuer Ware so rapid und hemmungslos gestiegen wäre“ [
      • Martini P.
      Die Neuausgabe des Arzneiverordnungsbuchs der Deutschen Arzneimittelkommission.
      , [xix]]. Er gehörte der Kommission in der Nachkriegszeit und ihrer schrittweisen Überführung in die „Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft“ weiter an. Nicht überraschend sah er 1949 erneut „das Wohl der Kranken […] den schwersten Risiken ausgesetzt, wenn nicht nur exakt geprüfte und in dieser Prüfung bewährte Heilmittel, sondern auch mehr oder weniger wertlose Präparate auf den Markt kommen und von Ärzten auf Grund von Propaganda und mangelnder Kritik mit falscher Indikation empfohlen werden“ [

      Martini P. Grundsätzliches und Methodisches zur therapeutisch-klinischen Forschung. Deutsche Medizinische Wochenschrift 1949;74:1349–1353, hier 1349.

      ].

      Ein katholischer Internist, Klinikdirektor und Hochschullehrer

      Martini war nach Herkunft und tiefer Überzeugung Katholik. Er ordnete sich ausdrücklich der Gruppe der „christliche[n], überhaupt religiös denkende[n] Ärzte“ zu [
      • Martini P.W.
      Sünde und Krankheit.
      ]. In seinen „Erinnerungen“ beschrieb er mehrfach die Schwierigkeiten, die Akademiker, die sich offen zum katholischen Glauben bekannten, seinerzeit in Berufungsverfahren hatten, zumal wenn eine strenge naturwissenschaftliche Ausrichtung erwartet wurde. Martini selbst wies auf „das Mißtrauen der kirchlichen Kreise gegen die ‚freie‘ Wissenschaft, die Abwehrhaltung der Kirche selbst seit Darwin, insbesondere gegenüber der Naturwissenschaft“ hin und auch auf den 1910 von Papst Pius X. eingeführten Antimodernisten-Eid. Alles habe „in breitesten Kreisen der in der Wissenschaft Tätigen die Überzeugung genährt, dass das Bekenntnis zum Katholizismus schlankweg identisch sein müsse mit innerer Unfreiheit gegenüber den Ergebnissen der eigenen Wissenschaft und der Wissenschaft überhaupt […]“ [

      Martini P. Erinnerungen und Erfahrungen. Unveröffentlichtes Typoskript mit handschriftlichen Zusätzen 1964, hier Abschnitt III: 88.

      ]. Ist die Vermutung abwegig, dass diese Überzeugung der (zumeist protestantischen) Kollegen dem Katholiken Martini in den frühen 1930er Jahren ein besonders intensives Bekenntnis zu naturwissenschaftlicher Rationalität nahelegt haben könnte?
      Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gab Martini in seinen Texten kaum Hinweise auf seinen Glauben und seine Bindung an die katholische Kirche. Dies änderte sich mit der Eröffnungsansprache zum ersten Nachkriegskongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin 1948 [
      • Forsbach R.
      • Hofer H.G.
      Der Versuch einer großen Integration. Paul Martini und der erste Nachkriegskongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.
      ]. Nach einem versteckten Zitat aus Matthäus, Kapitel 23 (Vers 27) bezeichnete er „die mangelnde Ehrfurcht vor der Schöpfung wie vor ihrem Schöpfer“ als „Hauptursache des Irrwegs der Medizin unserer Zeit“ [

      Martini P. Eröffnungsansprache des Vorsitzenden. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin 1948;54:1–11, hier 1.

      ]. Zu dieser Zeit und vor diesem Auditorium konnte er darauf vertrauen, für diese Aussage und Referenz Zustimmung zu erhalten. Im spezifischen Zeithorizont der ersten Nachkriegsjahre wurde die Wiederbelebung christlich-abendländischer Werte zu einer Art Handlungsanweisung für Umkehr, Wiederaufbau und Erneuerung. In den 1950er Jahren traten die religiösen Bezüge noch markanter hervor. In seinen Aufsätzen zu „Arzt und Kranker“ und den „Ordnungen der Medizin“ wies Martini mit Blick auf die individuelle Arzt-Patient-Beziehung mehrfach auf die Bedeutung religiöser Fragen und Überzeugungen hin [
      • Martini P.
      Arzt und Kranker.
      ,

      Martini P. Über die Ordnungen in der Medizin. Studium Generale 1953;6:167–174.

      ].

      Martini als Persönlichkeit

      Martinis Ansprüche an sich und die eigenen wie fremden Heilmittelprüfungen waren, orientiert an der Strenge naturwissenschaftlicher Experimente, außerordentlich hoch – und schienen ihm nicht jedermanns Sache: „Man geht kaum fehl in der Annahme, dass der Großteil der therapeutischen Autoren sich in einer wissenschaftlich etwas strengeren Umgebung nicht wohl fühlt“ [

      Martini P: Methodenlehre der therapeutischen Untersuchung. 1. Aufl. Berlin 1932, hier 39.

      ].
      Damit werden einige Persönlichkeitszüge Martinis deutlich: Er war einerseits anspruchsvoll sich selbst und anderen gegenüber, dazu selbstbewusst und furchtlos; er scheute vor deutlicher Kritik auch an prominenten Kollegen (u.a. an den Chirurgen August Bier und Ferdinand Sauerbruch) nicht zurück. So sah er sich, wie es hieß, „unbeugsam“ [

      Grosse-Brockhoff F. Paul Martini 25.I.1889 – 8. IX.1964. Deutsche Medizinische Wochenschrift 1964;89:2300–2303, hier 2300.

      ] in verschiedene Auseinandersetzungen verwickelt, auch mit nationalsozialistischen Machthabern [xx]. Prinzipienstärke und das eher eristische Temperament [xxi] halfen ihm, sich mit seinem für die damalige Zeit herausfordernden Thema in der Inneren und Akademischen Medizin als Ikonoklast zu behaupten.
      Er selbst berichtete 1962, „dass an der Bonner Medizinischen Klinik von 1932 an, also 3 Jahrzehnte hindurch, […] die Ergebnisse der Arzneimittelprüfung, die dabei [mit dem einfachen Blindversuch] gewonnen wurden, zu einem unvergleichlich größeren Teil negativ ausgefallen sind als positiv […]“ [

      Martini P. Die Realerfahrung in der Therapie. Medizinische Klinik 1962;57:753–758, hier 755.

      ] – was die Zuneigung zu dieser Forschungsrichtung unter den von ihr Betroffenen und Bedrohten vermutlich nicht erhöhte. 1940 sagte er in einem Vortrag: „Die vielen negativen Resultate unserer strengen Untersuchungen gehen nicht nur Ihnen auf die Nerven, mir selbst erging es nicht anders“ [

      Martini P. Wege und Irrwege der therapeutischen Forschung. Deutsche Medizinische Wochenschrift 1940;66:841–845, hier 845.

      ].
      Sich selbst und die eigene Klinik auf ein Aufräumen in der „therapeutischen Rüstkammer“ der Klinik auszurichten, brachte Martini bald in Gegensatz zu drei seinerzeit (und bis heute) prominenten Gruppen und Strömungen in der (Inneren) Medizin: Es waren 1) diejenigen Internisten, die sich ganz der Grundlagenforschung widmeten und therapeutische Fortschritte am ehesten von pathophysiologischen Befunden und Theorien erwarteten, 2) die Kliniker, die nicht an generalisierenden biomedizinischen Erklärungen, sondern als Psychosomatiker oder Anthropologen am Verstehen und Deuten biographisch geprägter psychosomatischer (Sinn)Zusammenhänge arbeiteten, und 3) die Ärzte, die sich in Kliniken und Praxen verschiedenen heterodoxen Heilsystemen, u.a. der Homöopathie, verschrieben hatten und in den 1920er Jahren von prominenten Vertretern der akademischen Medizin in dieser Orientierung bestärkt worden waren. So wird verständlich, dass die Methodenlehre 1932 von wohlmeinenden Kollegen auch als „Wagnis“ [

      Martini P. Wege und Irrwege der therapeutischen Forschung. Deutsche Medizinische Wochenschrift 1940;66:841–845, hier 845.

      ] bzw. als „gewagtes Unternehmen“ [

      Schott EF. Rezension von Martini, Paul: Methodenlehre der therapeutischen Untersuchung. Berlin: Julius Springer 1932. Zeitschrift fÜr die gesamte physikalische Therapie 1932;43:84–85, hier 85.

      ] wahrgenommen wurde.
      Damit sind unsere Fragestellungen, unser Programm und Paul Martini als Person in bestimmten soziokulturellen Zusammenhängen vorgestellt. Im kommenden zweiten Beitrag werden wir die Entwicklung der Praxis und Methodik anhand dreier seiner frühen Heilmittelprüfungen konkretisieren.

      Anmerkungen

      • [i]
        „A clinical epidemiologist is […] an individual with extensive training and experience in clinical medicine who, after receiving appropriate training in epidemiology and biostatistics, continues to provide direct patient care in his subsequent career”; Sackett D. Clinical Epidemiology. American Journal of Epidemiology 1969;89:125–128, hier 125 (Hervorhebung durch die Autoren).
      • [ii]
        Martini P. Methodenlehre der therapeutischen Untersuchung. 1. Aufl. Berlin 1932. Unter dem Titel „Methodenlehre der therapeutisch-klinischen Forschung“ folgten 1947, 1953 und 1968 drei weitere Auflagen.
      • [iii]
        Jesdinsky HJ (ed). Memorandum zur Planung und Durchführung kontrollierter klinischer Therapiestudien. Stuttgart 1978: 1–18. Das Memorandum erschien in der Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Dokumentation, Informatik und Statistik (gmds).
      • [iv]
        Martini P. Kritische Betrachtungen und Vorschläge zur klinischen Arzneiprüfung. Fraenkel A (ed). Der Weg zur rationellen Therapie. Vorträge gehalten zu Heidelberg vom 1.–3. August 1932 in der gemeinnützigen öffentlichen Krankenanstalt Speyerershof. Leipzig 1933: 14–23, hier 22f. Ein identisches Zitat prägt die Einleitung zur 3. Auflage der Methodenlehre; Martini P. Methodenlehre der therapeutisch-klinischen Forschung. 3. Aufl. Berlin 1953, hier 4.
      • [v]
        Alle Zitate dieses Abschnittes entnommen aus: Wunderlich CA. Ein Plan zur festeren Begründung der therapeutischen Erfahrungen. Jahrbücher der in und ausländischen gesammten Medicin 1851;70:106–111, hier 110 und 111. Auf Seite 110 forderte Wunderlich: „Jeder Arzt soll Statistiker sein, jeder Arzt soll Buch führen über Erfolge und Nichterfolge, an allen Orten sollten statistische Vereine der Aerzte zur gegenseitigen Ergänzung der Kräfte bestehen.“
      • [vi]
        Austin Bradford Hills Buch zu den Prinzipien der medizinischen Statistik und die vorausgehende Serie von 17 kurzen Artikeln in The Lancet erschien 1937 in London; Bradford Hill A. Principles of medical statistics. London 1937.
      • [vii]
        Dieses Urteil ist sicher zu scharf: Es übersieht eine Vielzahl von Ärzten, die sich im 19. Jahrhundert mit der Theorie, Praxis und Statistik klinischer Studien beschäftigten; Tröhler U. Theory and clinical use of probabilities in Germany after Gavarret. Part I: Introducing German dramatis personae. Journal of the Royal Society of Medicine 2020;113:497–503; Tröhler U. Theory and clinical use of probabilities in Germany after Gavarret. Part II: Assessments of the state-of-the-evaluative art. Journal of the Royal Society of Medicine 2021;114:132–139. Ebenso wenig wie die von Tröhler genannten Autoren (Ausnahme: Carl August Wunderlich) erwähnte Martini Adolf Bingel mit seiner 1912 begonnenen verblindeten kontrollierten Studie „Über die Behandlung der Diphtherie mit gewöhnlichem Pferdeserum“; Bingel A. Über die Behandlung der Diphtherie mit gewöhnlichem Pferdeserum. Deutsches Archiv für klinische Medizin 1918;125:284–332; Tröhler U. Adolf Bingel’s blinded, controlled comparison of different anti-diphtheric sera in 1918. Journal of the Royal Society of Medicine 2011;104:302–306.
      • [viii]
        Martini P. Selbstdarstellung: Paul Martini (*25.1.1889). Hippokrates 1961;32:647–649, hier 648. Diese Formulierung findet sich schon in Martini P. Die Behandlung der Lungentuberkulose durch Medikamente und durch Impfung. Bericht über den 34. deutschen Krankenkassentag des Bundesverbandes der Ortskrankenkassen (= Deutscher Krankenkassentag Bd. 34). Berlin 1930: 69–78, hier 69. „Weizen“ hieß für ihn „hier noch nicht einmal bewährt […] sondern nur gründlich untersucht, aussichtsreicher Weg“ (ebd).
      • [ix]
        In der Geschichte der Medizin gab es Zeiten, in denen die Prognostik und später die Diagnostik wichtiger waren als die Therapie. Dennoch ist die Annahme plausibel, dass die Verschränkung von individueller krankheitsbedingter Not und Hilfe durch Kundigere eine anthropologische Grundkonstellation darstellt; Hartmann F. Gedanken zum therapeutischen Imperativ. Meier J (ed). Menschenbilder. Philosophie im Krankenhaus. Hildesheim 1994: 37–52.
      • [x]
        Diese Grenze ist weniger willkürlich als es scheinen mag. 1947 erschien die zweite Auflage der Methodenlehre mit einem Vorwort aus dem April 1945. Aus den Jahren 1949 und 1950 liegen zwei grundsätzliche Texte zur therapeutisch-klinischen Forschung vor. Spätestens 1950 stand das Grundgerüst der Begrifflichkeit und Logik dieser von Martini inaugurierten Forschung; spätere Texte propagierten und verteidigten die Methodenlehre und vertieften ihre Geschichte und Theorie. Auf sie wird vor allem dort Bezug genommen, wo Martini seine Auffassung zu „Kausalität“ vorstellt, zuletzt in den Abschnitten II und III der 4. Auflage der Methodenlehre 1968. Deren Manuskript schloss er wenige Tage vor seinem Tod am 8. September 1964 ab.
      • [xi]
        „Beweis“ als terminus technicus tauchte bei Martini erstmals auf in Martini P. Die Behandlung der Lungentuberkulose durch Medikamente und durch Impfung. Bericht über den 34. deutschen Krankenkassentag des Bundesverbandes der Ortskrankenkassen (= Deutscher Krankenkassentag Bd. 34). Berlin 1930: 69–78, hier 70. Der Begriff „therapeutischer Beweis“ ist erstmals zu lesen in: Martini P. Vorwort zu therapeutischen Untersuchungen. Klinische Wochenschrift 1932;11:909–912, hier 910. An anderen Stellen liest man vom „klinischen“ oder vom „klinisch therapeutischen Beweis“; z.B. bei Martini P. Methodenlehre der therapeutisch-klinischen Forschung. 2. Aufl. Berlin 1947, hier 2 und 3.
      • [xii]
        In einer weit verbreiteten englischen Formulierung sucht man „an unbiased estimate of the true average treatment effect in a study population“, also der generellen Wirksamkeit einer mehr oder weniger komplexen Untersuchungs- oder Behandlungsmethode; Cartwright N. Rigor versus the need for evidential diversity. Synthese 2021;199:13095–13119, hier 13097 (FN 1).
      • [xiii]
        Martini hat immer auch Fragen der Forschungsethik in Spannung zur ärztlichen Ethik im Blick gehabt. Wir lassen dieses Thema in dieser Serie unberücksichtigt. Erste Hinweise finden sich bei Stoll S. Klinische Forschung und Ethik bei Paul Martini. Zeitschrift für ärztliche Fortbildung und Qualitätssicherung 2003;97:675–679.
      • [xiv]
        Im Vorwort zur „unmittelbare[n] Kranken-Untersuchung“ hieß es: „Den physikalischen Methoden unter ihnen [den täglichen Methoden des praktischen Arztes] ist dies Buch gewidmet“; Martini P. Die unmittelbare Kranken-Untersuchung. München 1927. Dieses Buch erschien – von George J. Faber übersetzt und Robert F. Loeb herausgegeben – 1935 auf Englisch: Martini P. Martini’s principles and practices of physical diagnosis. Philadelphia 1935. Die Methodenlehre (1932 und spätere Auflagen) wurde hingegen nicht übersetzt.
      • [xv]
        Martini P. Selbstdarstellung: Paul Martini (*25.1.1889). Hippokrates 1961;32:647–649, hier 648. Schon in seiner Antrittsvorlesung 1932 formulierte Martini: „Aber der Weg zu therapeutischen Fortschritten wäre ein unabsehbar langer, wollten wir uns auf die Erforschung einer rein kausalen Therapie beschränken wollen. So lange kann der Arzt und können vor allem die Kranken nicht warten“; Martini P. Vorwort zu therapeutischen Untersuchungen. Klinische Wochenschrift 1932;11:909–912, hier 909.
      • [xvi]
        Martini P. Grundkonzeption der Medizin. Schriften zur wissenschaftlichen Weltorientierung 1959;6:12–20, hier 15. Auch hierzu findet sich in der Antrittsvorlesung eine gleichgerichtete Bemerkung: „Außerhalb der Physik ist die induktive Methode immer nur eine generalisierende, erst recht bei einer so komplexen Wissenschaft wie bei der unseren, der Medizin. Dennoch ist es auch uns möglich, wenigstens zu einer großen Wahrscheinlichkeit der Ergebnisse zu kommen […]“; Martini P. Vorwort zu therapeutischen Untersuchungen. Klinische Wochenschrift 1932;11:909–912, hier 909. Ausführlicher behandelte Martini den Vergleich zwischen physikalischen und klinisch-therapeutischen Experimenten in: Martini P. Kritische Betrachtungen und Vorschläge zur klinischen Arzneiprüfung. Fraenkel A (ed). Der Weg zur rationellen Therapie. Vorträge gehalten zu Heidelberg vom 1.–3. August 1932 in der gemeinnützigen öffentlichen Krankenanstalt Speyerershof. Leipzig 1933: 14–23, hier 14 und 15. Hier sprach er vom „Kliniker als therapeutische[m] Forscher“.
      • [xvii]
        Dabei hielt Martini grundsätzlich „das Eingreifen Gottes in die von ihm geschaffene Weltordnung für nach wie vor und dauernd möglich; [wir] glauben also an die Möglichkeit des Wunders“; Martini P. Wunder, Sünde und Krankheit. Arzt und Christ 1960;6:71–76, hier 71. Vier Jahre zuvor hatte er präzisiert: „Irgendein Eingriff in die Naturgesetze bleibt immer die Voraussetzung für das, was wir ein Wunder nennen“, dabei sei eine entscheidende Frage „Unter welchen Voraussetzungen kann es uns erlaubt sein, eine Beobachtung, ein Geschehen, das sich in der Natur abgespielt hat, für etwas außerhalb der Gesetze der Natur Stehendes […] zu halten?“; Martini P. Natur, Mensch und Wunder. Erwägungen über Kausalität, Willensfreiheit und Glauben. Rheinischer Merkur 1956;11:4,9, hier 9.
      • [xviii]
        Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 76, V a Nr. 39/16 Sekt. 3, Schreiben des Dekans (Ulrich Ebbecke) der Medizinischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn an das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, 16.6.1931. Friedrich von Müller hatte sich in einem Votum, das er an Ministerium im November 1931 gesandt hatte, positiv zu Martini geäußert und ihn für die Neubesetzung des Bonner Lehrstuhls empfohlen. Zwei Jahre später, als es um seine eigene Nachfolge in München ging, ging Müller zu Martini und seiner frisch veröffentlichten Methodenlehre auf Distanz: Martini sei ein „mathematisch gerichteter Geist, bei welchem klinische Beobachtungen, ja selbst die Therapie, gerne mathematische Formulierungen annehmen“, ein „guter Arzt und auf weiten Gebieten der inneren Medizin wohl bewandert […], gründlich und zuverlässig, wenn auch nicht anregend“. Zitiert nach Hofer HG. Der Arzt als therapeutischer Forscher. Paul Martini und die Verwissenschaftlichung der klinischen Medizin. Acta Historica Leopoldina 2019;74:41–59, hier 47.
      • [xix]
        Die erste Arzneimittelliste des Deutschen Kongresses für Innere Medizin aus dem Jahr 1912 umfasste in ihrem „positiven“ Teil rund 200 Arzneimittel, deren Anzeigen (ca. 1000 waren beurteilt worden) in medizinischen Zeitschriften bestimmte Qualitätsmerkmale erfüllten. Von irgendeiner klinischen Prüfung dieser Mittel konnte keine Rede sein. Die von Martini annocierte 5. Auflage des Arzneimittelbuchs (im Text zitiert) enthält in den für die Innere Medizin relevanten Teilen mehr als 400 Arzneimittel, Verordnungen und Fertigfabrikate. Zu der von Martini beklagten raschen und ungezügelten Zunahme haben wir bisher keine belastbaren Daten finden können. Siehe dazu: Deutsche Arzneimittelkommission: Arzneiverordnungsbuch. V. Ausgabe. Leipzig (Buchhandlung des Verbandes der Ärzte Deutschlands) 1932, hier S. 26 ff.
      • [xx]
        Gegenüber dem NS-Regime blieb Martini auf Distanz. Die Mitgliedschaft in der – politisch randständigen – Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) blieb die einzige von Martinis Mitgliedschaften in NS-Parteiorganisationen. Als dem katholischen Milieu Nahestehender geriet er nach 1933 wiederholt mit NS-Funktionären in Konflikt. An seiner Klinik versuchte er, politische Einflussnahme – etwa bei Einstellung von Assistenten – abzuwenden oder zu verzögern (Forsbach 2006, 139–151).
      • [xxi]
        Eine polemische Auseinandersetzung führte Martini 1934 mit Erwin Liek. Liek hatte die Zeitschrift Hippokrates (ab 1936 Organ der „Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde“) mitbegründet und verfügte über die Fürsprache von hochrangigen NS-Funktionären, darunter „Reichsärzteführer“ Gerhard Wagner. In seinem Aufsatz „Rationelle Therapie?“ warf Martini Liek in einer Fußnote (!) vor, er sei „unkritisch“, „gaukele“ ein „Traumideal“ vor und führe zu einer „unwahren Einschätzung“ – „soviel Worte, soviel Oberflächlichkeiten“ (S. 1412). Liek ließ sich in seiner Entgegnung nicht lumpen: „Eine so übereilte und mangelhaft gestützte Aechtung kann man wohl einmal der unbekümmerten Jugend nachsehen, nicht aber dem akademischen Lehrer, den sein hohes Amt zu Unvoreingenommenheit und zur Besonnenheit verpflichtet.“ Er warf Martini eine „unfaßbare Leichtfertigkeit“ vor, „einen vermeintlichen Gegner anzugreifen“. Ein Mönch (!) habe ihm einmal gesagt: „Es gibt nur eine Wahrheit und die haben wir. “ – „In genau der gleichen Weise sprechen manche Professoren mit uns Aerzten.“ (Liek, Erwin: Rationelle Therapie? Münchner Medizinische Wochenschrift 1934;xx:2013-2015). Martini erwiderte (S. 2015 f.): „Ich habe […] sachlich nichts zurückzunehmen.“ Liek habe „kein Recht, sich über mich zu beschweren“; er schreibe „bald so, bald anders“. „Unter Wissenschaftlern nicht nur, sondern unter Männern überhaupt ist es üblich, dass sie zu ihren Worten stehen.“

      Interessenkonflikt

      Die drei Autor*innen erklären, dass kein Interessenkonflikt vorliegt. Es handelt sich um eine medizin- und wissenschaftsgeschichtliche wie wissenschaftstheoretische Arbeit zu Paul Martini (1889–1964) – im Kontext eines gemeinsamen DFG-Projekts.

      Autor*innenschaft

      Die erste Fassung des Manuskripts geht auf den Erstautor zurück. Alle drei Autor*innen waren gleichgewichtig an der Planung, den notwendigen Recherchen, der Fortentwicklung der aufeinander folgenden Textfassungen und der Verabschiedung des endgültigen Textes und der revidierten Fassung beteiligt.

      Literatur

        • Stoll S.
        • Roelcke V.
        • Raspe H.
        Gibt es eine deutsche Vorgeschichte der Evidenz-basierten Medizin?.
        Deutsche Medizinische Wochenschrift. 2005; 130: 1781-1784
      1. Martini P. Kritische Betrachtungen und Vorschläge zur klinischen Arzneiprüfung. Fraenkel A (ed). Der Weg zur rationellen Therapie. Vorträge gehalten zu Heidelberg vom 1.–3. August 1932 in der gemeinnützigen öffentlichen Krankenanstalt Speyerershof. Leipzig 1933: 14–23, hier 23.

        • Martini P.
        Klinische Untersuchungen zur Behandlung der Hypertonie. I. Internationaler Kongress der Therapeutischen Union 1937.
        Bern. 1938; (hier 113): 113-118
        • Martini P.
        Grundkonzeption der Medizin.
        Schriften zur wissenschaftlichen Weltorientierung. 1959; 6 (hier 14): 12-20
      2. Toellner R. „Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen“ (J.W.v.Goethe). Über den einheitsstiftenden Vorrang des Handelns in der Medizin. Toellner R (ed). Medizingeschichte als Aufklärungswissenschaft. Berlin 2016: 585–597, hier 591.

      3. Katsch G. Der therapeutische Imperativ des Arztes. Katsch G (ed). Der therapeutische Imperativ des Arztes. München 1958: 9–25, hier 25.

      4. Wunderlich CA. Ein Plan zur festeren Begründung der therapeutischen Erfahrungen. Jahrbücher der in und ausländischen gesammten Medicin 1851;70:106–111, hier 106.

      5. Raspe H. (Be)Handeln, Forschen und Wissenschaft (in) der klinischen Medizin. Raspe H, Hofer HG, Krohs U (eds). Praxis und Wissenschaft. Paderborn 2020: 27–59.

        • Gerok W.
        Zur Lage und Verbesserung der klinischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland.
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